Zum Gedenken an Günter Schneider, den Mitbegründer des Museums, der in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre, veranstaltete das Bergmannsbauernmuseum Breitenbach eine 6-teilige Reihe mit regionalgeschichtlichen Vorträgen, die immer wieder gern von Mitgliedern des VLS besucht wurden. Am Sonntag, dem 5. November 2023, wurde die Reihe mit einem Vortrag von Markus Bauer über „Einwanderer aus Tirol“ abgeschlossen.
Nach den Verheerungen des 30-jährigen Krieges (1628 – 1648) waren weite Teile unserer Region nahezu entvölkert, und erst der Frieden von Rijswijk, mit dem 1697 der „Pfälzische Erbfolgekrieg“ beendet wurde, leitete eine Phase relativer Ruhe und wirtschaftlichen Aufschwungs ein.
Der Bedarf an Fachkräften, besonders im Baubereich, stieg und lockte Maurer und Zimmerleute aus landwirtschaftlich kargen Gegenden, wie dem Tirol und Vorarlberg, an. So zogen Meister, Gesellen und Lehrbuben im Frühjahr scharenweise nach Norden, verdingten sich großräumig auf Baustellen und kehrten im Herbst wieder in ihre Heimat zurück.
Der Referent Markus Bauer zeigte anhand zahlreicher Beispiele, dass diese Männer imstande waren, hervorragende Arbeit zu leisten und an prominenten Bauprojekten, wie dem Zweibrücker Schloss oder später dem Schloss Karlsberg bei Homburg, maßgeblich mitwirkten. Ebenso tragen einige Kirchen in der Westpfalz ihre „Handschrift“.
Museumsleiterin Eleonore Strutwolf, die das Erbe ihres Vaters Günter Schneider weiterführt, und Markus Bauer (Foto: Günter Groß)
Da es in der Pfalz schon immer hübsche Mädels gab, blieb es natürlich nicht aus, dass manch ein junger Handwerksbursche „hängenblieb“ und eine Familie gründete, was sich anhand von Kirchenbüchern belegen lässt und zeigt, dass die Tiroler den „Genpool“ unserer Region nicht unerheblich bereicherten. So wundert es auch nicht, dass in manchen Dörfern Straßen nach den Tirolern benannt wurden. Sogar ein Tirolerberg ist nachgewiesen.
Der Vortrag von Markus Bauer war sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Zum Schmunzeln war z.B. die Episode über die Tiroler Familie „von Ehr“, die sich im 19. Jahrhundert von ihrer vermeintlich adligen Herkunft verabschieden musste, als sich herausstellte, dass es sich bei ihrem Namen um eine Verballhornung des Namens „Fonnir“ handelte.
Im vollbesetzten Vortragsraum befanden sich auch sieben Mitglieder des Vereins für Landeskunde im Saarland (VLS), darunter Horst Bast und seine Frau Helga, die von Tiroler Auswanderern abstammt. Den Beiden wurde am 9. Mai 2023 für ihr Wirken im Interesse des Landes Tirol der „Tiroler Adler Orden“ verliehen, die höchste Auszeichnung des Landes für Nichttiroler.