Kaat von Dahämm

Neue Saarlandkarte mit mundartlichen Ergänzungen der Ortsbezeichnungen

Einleitung

Als Gegensatz zur sog. Standardsprache bezeichnet die Wissenschaft die Mundart als besondere Form von Sprache innerhalb einer geografischen Region oder Landschaft und innerhalb eines Sprachgebietes. Im Saarland sagt man zu dieser Form der „heimatlich/mütterlichen“ Aussprache „ Platt oder „platt schwetze“und das oft noch in örtlichen Abschweifungen.

Denn neben der Mundart ist auch der Dialekt (Akzent) für die örtliche Ebene mit entscheidend. Doch was ist der Unterschied zwischen Mundart und Dialekt?

Während sich die sprachlichen Inhalte mit ihren Aussagen und Eigenheiten von Dialekten aufschreiben lassen, sind schriftliche Aufzeichnungen oftmals für Außenstehende unverständlich.

Es ist deshalb mehr das gesprochene Wort in der Mundart und zwar in der Art und Weise, wie Wörter ausgesprochen werden, das Teile der Bevölkerung in der Sprache unterscheidet.

Trotzdem ist die Mundart für viele Menschen mit dem Tag der Geburt die erste und ursprüngliche Sprache. Mundart ist eine eigene Sprache und gleichwertig mit der Standardsprache zu sehen.

Mundart und Dialekte im Saarland

Mitten im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg liegt das Saarland. Die unmittelbare Grenzlage und der direkte bzw. indirekte jahrhundertelange französische Einfluss auf unser Land, haben sowohl die hiesige Lebensart als auch die Mundart mitgeprägt. Das Saarland wechselte in der Geschichte oftmals die Nationalität.

Mit diesem besonderen Selbstbewusstsein ausgestattet, legt der „Saarländer“ heute großen Wert darauf: Er ist weder Franzose, noch Deutscher – er ist Saarländer!

Innerhalb dieser Gruppen spricht heute fast jede Stadt oder Dorf noch seine eigene Mundart, geprägt von kleinen Sprachabweichungen in den typischen örtlichen Dialekten.

Mundart ist heute im Alltag der Gesellschaft auch Alltagsprache, sie prägt die Menschen nachhaltig in ihrem Denken und in ihrem Umgang miteinander. An diesem gesamtgesellschaftlichen Wert wird der Begriff „Mundart ist Heimat“ immer wieder neu definiert.

Grenzsprache-Sprachgrenzen

Obwohl das geografisch kleine Saarland nur gut eine Million Einwohner zählt, werden hier sehr unterschiedliche Mundarten nebeneinander gesprochen. Anders als in anderen Dialektgebieten reden die Menschen hier manchmal schon von einem Dorf zum nächsten völlig anders und haben sogar Mühe, sich zu verstehen.

Grund hierzu, es gibt im Land drei große Mundartgruppen. So bezeichnet man in den Landkreisen Merzig-Wadern und Saarlouis die dortige Mundart als Moselfränkisch.

Die Landkreise St. Wendel, Neunkirchen, Saar-Pfalz-Kreis und der Regionalverband Saarbrücken bis in den Warndt, sprechen dagegen Rheinfränkisch, das dem Pfälzischen ähnelt.

Ausnahmen bilden nur wenige Orte, wie z.B. Ensheim, das einen alemannischen Einschlag aufweist. Innerhalb dieser Gruppen spricht heute fast jede Stadt oder Dorf noch seine eigene typische Mundart, mit kleinen dialektischen Abweichungen.

Nach Prof. Haubrichs, Sprachwissenschaftler an der Universität des Saarlandes, folgt der grobe Verlauf der Sprachgrenze der so genannten „das/dat-Linie“. Sie zieht sich quer durchs Land von Völklingen im Südwesten nach St. Wendel im Nordosten – im Osten wird Rheinfränkisch, im Westen Moselfränkisch gesprochen. Früher konnte man die Sprachgrenze auf Dörfer und Straßen genau festlegen. Weil die Menschen heute mobiler sind, ist sie unschärfer geworden. Dies habe, so Haubrichs, alte Gründe. „Die Grenze zwischen das und dat, was und wat hängt ziemlich genau mit der alten Bistumsgrenze zusammen.“

Und diese alten Grenzen hört man in der heutigen Sprache noch recht deutlich heraus.

Rückbesinnung auf die Mundart

Heute wird Mundart im Saarland eigentlich quer durch alle Schichten gesprochen, vor allem in geselligen und gemütlichen Situationen. Trotzdem war die Bevölkerung nicht immer glücklich mit ihrer Sprache, denn ihr Ruf ist nicht der beste. Lange Jahrzehnte galt sie als bäurisch, als altmodisch. Kinder durften in der Schule keinen Dialekt sprechen und gerade beim Kontakt mit Nicht-Saarländern versuchte man, überkorrekt zu sprechen. Man wollte zeigen, man kann das Hochdeutsche.

In den letzten 20 Jahren ist man im Saarland wieder selbstbewusster geworden. Kindern und Jugendlichen wird die Mundart nicht mehr krampfhaft abgewöhnt. Die Gesellschaft hat sich auf ihre Wurzeln besonnen und spricht wieder mit Stolz ihren saarländischen Dialekt.

Das Projekt „Das Saarland in Platt“ – Neue Saarlandkarte mit mundartlichen Ergänzungen der Ortsbezeichnungen

Der grenzüberschreitende Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) plant, gemeinsam mit dem Künstler Bernd Kissel eine Neue Saarlandkarte zu gestalten.

Der 42 jährige Kissel aus Überherrn-Berus, Zeichner, diplomierter Trickfilmzeichner und Grafiker, ist weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt. Er hatte bis 2009 bereits über 100 Folgen der Comic-Reihe „Saar-Legenden“ in der Saarbrücker Zeitung veröffentlicht, die Comic-Serie „Album“ und vieles mehr.

Die geplante neue Karte soll auch Digital, als Druck- bzw. als Schuber-Ausgabe veröffentlich werden. Dabei sollen die „echten“ Ortsnamen mit den Ortsnamen in Mundart ergänzt werden. Dazu sollen Audio-Dateien in der Digitalausgabe den jeweiligen Namen im Dialekt wiedergeben.

Umsetzung des Projekts

Um die für das Projekt erforderlichen, weit über 355 verschiedenen Ortsnamen im Saarland zu erfassen, wird eine neue Datenbank für die Recherche geschaffen.

  1. In einem ersten Schritt werden dazu die kommunalen Daten der insgesamt 52 Städte und Gemeinde mit heutigem Verwaltungsstand erhoben.
  2. Anschließend werden diese Städte und Gemeinden mit den Orten ergänzend, die noch zum 31.12.1973, also einen Tag vor der letzten Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland, selbständig waren. Es gab damals noch insgesamt 355 Städte und Gemeinden.
  3. Anschließend erfolgt die Sammlung der sog. Audio-Dateien. Diese Aufnahmen der örtlichen mundartlichen Aussprachen, werden dann, überwiegend vor Ort in den einzelnen Städten, Gemeinden und Ortsteilen, erhoben und später zentral zusammengeführt.
  4. Nach Überprüfung und Bearbeitung können die Daten dann zur Umsetzung verwandt werden und stehen dem Grafiker Bernd Kissel als Grundlage seiner Arbeit zur Verfügung.
  5. Erstellung der Druck- und Digitalvorlagen durch Bernd Kissel.
  6. Veröffentlichung der Druck- und Digitalvorlagen.

Unterrichtsmaterialien / Kulturbereich / Öffentliche Wahrnehmung

Die zu schaffenden Produkte sollen für alle gesellschaftliche Organisationen, nach Möglichkeit kostenlos, zur Verfügung stehen.

Beispiel: Vor allem der Bildungssektor, also die Schulen im Land, können von den großformatigen Karten profitieren. Durch das ständige optische Aufnehmen des neuen Kartenbildes durch den einzelnen Schüler, das an besonders markanten Räumen in den Schulen und sonstigen Infrastruktureinrichtungen präsentiert werden kann, wird gleichzeitig der Heimatgedanke nachhaltig in den Schülern verankert.

Dazu wird die visuelle Karte ergänzend die Möglichkeit eröffnen, unterichtsbegleitend den sog. Heimatkundeunterricht zu ergänzen und damit den Bereich Mundart im Bewusstsein junger Menschen für die Zukunft zu festigen.