Vorgestellt am 14. Dezember in der Sendung „WissenHoch2″ auf 3SAT.
Das Historische Museum Saar und Prof. Robert Grass von der ETH Zürich kooperieren und schreiben ein Stück Kulturgeschichte neu: Saarländische Mundarten werden erstmals in DNA gespeichert, um sie für Jahrtausende zu bewahren.
Dieses Projekt wurde in der 3SAT-Sendung „WissenHoch2″ am 14. Dezember 2023 um 20.15 Uhr im Film von Julia Waldmann vorgestellt. Sie geht im Film der Frage nach: Wie können wir die Flut von Wissen, Daten und Dingen für nachfolgende Generationen bewahren? Was ist wirklich wichtig, was kann weg?
Bereits seit 2017 dokumentieren das Historische Museum Saar und der Mundartring Saar e. V. die traditionellen Dialekte des Saarlandes. Äsops Fabel ‚Die Sonne und der Nordwind‘, die für internationale Sprachdokumentationen Standard ist, wurde von 16 Sprecher*innen in ihren heimischen Dialekten aufgenommen, um das mündliche Erbe der Region zu bewahren. Die Sammlung ist online abrufbar unter www.historisches-museum.org/saarlaendische-dialekte.
Der nächste Schritt wurde 2023 begangen: Auf Initiative von Axel Uhle haben Prof. Robert Grass (ETH Zürich) und Prof. Reinhard Heckel (TU München) die digitalen Tonspuren und zusätzlich die von Dr. Jürgen Trouvain von der Universität des Saarlandes phonetisch transkribierten Texte in den genetischen Code übersetzt. „Während auf einer CD oder einer Computerfestplatte Informationen in einer Abfolge von Nullen und Einsen gespeichert sind, speichert die Biologie genetische Information in einer Abfolge von vier DNA-Bausteinen – A, C, G und T“, erklärt Grass. Auf rund 920.000 kurzen DNA-Molekülen wurden die Dateien gespeichert und anschließend in winzige (nanometergroße) Glaskügelchen eingeschlossen, die je einen Teil der Information tragen.
Diese Technologie bietet eine beispiellose Speicherdichte, die herkömmliche Medien bei weitem übertrifft. Ein Gramm DNA kann bis zu 17.000 Petabyte an Daten speichern, was der Datenmenge von 4 Milliarden DVDs entspricht.
Simon Matzerath, Direktor des Historischen Museums Saar, sieht in diesem Projekt eine wichtige Brücke zwischen Tradition und moderner Technologie: „Es handelt sich um eine revolutionäre und zukunftsweisende Speichermethode. Es ist ein neuer, noch experimenteller Weg, unser kulturelles Erbe zu betrachten, zu bewahren und für künftige Generationen wieder erlebbar und attraktiv zu machen“, so Matzerath.
Gruppenfoto: v. l. n. rechts: Simon Matzerath, Yorck Schönbrunn (Tonmann), Axel Uhle, Jupp Tautfest (Kameramann),
Julia Waldmann (Autorin des Films), © Historisches Museum Saar, Simon Matzerath
Der Film „Vom Sammeln, Speichern und Bewahren“ von Julia Waldmann beleuchtet faszinierende Projekte wie die Deutsche Nationalbibliothek, die Biobank Dresden und den weltweiten Saatgut-Tresor auf Svalbard/Spitzbergen. Diese Initiativen spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewahrung von Kulturgütern, von historischen Büchern und Medien bis hin zu biologischen Proben, Saatgut und kulinarischem Erbe.