Stellungnahme der Geschichtswerkstatt Brebach zur Bebauung des Geländes „Zwischen Scheidter Straße und An der Hennau“

Auf der Halbergerhütte arbeiteten während des Krieges mehr als 3.500 ausländische Arbeiter. Sie stellten 1943 über ein Drittel, im Februar 1944 sogar 45 % der Gesamtbelegschaft. Dabei handelte sich überwiegend um französische Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, unter letzteren zahlreichen Frauen.

Die Halbergerhütte unterhielt mehrere Lager, in denen die ausländischen Arbeitskräfte untergebracht wurden. Ein Lager für „Ostarbeiter“ befand sich am Alten Werk in der Hennau. Auf der gegenüber liegenden Seite der Scheidter Straße lag das „Westarbeiterlager“, an das die Unterkünfte für französische Kriegsgefangene angrenzten. Insbesondere bei den sowjetischen Staatsangehörigen sind Todesfälle, Fluchten, Verhaftungen, Krankheitsfälle und schwere Unfälle vermerkt. Ein Gräberfeld auf dem Friedhof in Neufechingen erinnert an die unmenschlichen Lebensbedingungen, denen die ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen ausgesetzt waren.

In einem Prozess vom 13. bis 16. September 1948 vor dem obersten Gericht der französischen Besatzungszone in Rastatt, waren elf Belegschaftsangehörige der Halbergerhütte wegen der schlechten Behandlung von Zwangsarbeitern angeklagt. In den Prozessakten ist von Misshandlungen die Rede, die jedoch nicht die Schwere der Taten erreicht hätten, die in Konzentrationslagern begangen wurden. Beim Vorwurf der Sabotage, Arbeitsverweigerung oder des Fluchtversuchs wurden Gefangene jedoch in das Gestapo-Lager an der Neuen Bremm überwiesen, wo KZ-ähnliche Zustände herrschten. Auch hätten Wächter oder Vorgesetzte „sehr oft“ Gefangene geschlagen, um sie zur Arbeit anzutreiben. Fünf Angeklagte wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Bis heute gibt es in Brebach keinen Ort, an dem an die Verbrechen gegenüber den Zwangsarbeitern und an das Schicksal dieser Menschen erinnert wird. Anlässlich der vorgesehenen Bebauung des Geländes „Zwischen Scheidter Straße und An der Hennau“ (siehe Bebauungsplan https://www.saarbruecken.de/leben_in_saarbruecken/planen_bauen_wohnen/bebauungsplaene/fruehzeitige_beteiligung/zwischen_scheidter_strasse_und_an_der_hennau), welches das frühere „Ostarbeiter“-Lager umfasst, setzen sich die Geschichtswerkstatt Brebach und ein Kreis geschichtsbewusster und engagierter Bürger dafür ein, dass

  • vorhandene Reste des Zwangsarbeiterlagers gesichert werden;
  • das vorhandene verbunkerte Gebäude, welches der Stromversorgung der Halbergerhütte diente und das von Zwangsarbeitern errichtet wurde, erhalten bleibt;
  • mit einer Informationstafel an die Geschichte des Ortes und das Schicksal der Zwangsarbeiter erinnert wird.

Zur Geschichtswerkstatt Brebach
Als Arbeitskreis der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken beschäftigt sich die Geschichtswerkstatt mit der Ortsgeschichte Brebachs. Der Schwerpunkt liegt auf der Alltags- und Industriegeschichte. Ziel ist es, den Auswirkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels auf der örtlichen Ebene und im alltäglichen Leben nachzuspüren. Themen bilden die Geschichte der Halbergerhütte, das Leben in einer Industriegemeinde, die Veränderung des Ortsbildes und der räumlichen Strukturen, die Zuwanderung ebenso wie der Strukturwandel und seine Folgen.
Die Geschichtswerkstatt trägt zum kulturellen Angebot im Stadtteil bei und ist die einzige Arbeitsgruppe mit einer vergleichbaren Zielsetzung. Sie trifft sich regelmäßig einmal im Monat und steht allen Interessierten offen.