Projekt: „Das Saarland in Platt“ – „Kaat von Dahämm“
Seit 2019 besteht das vom saarländischen Umweltministerium geförderte und von den Medien begleitete Projekt „Das Saarland in Platt“, bei dessen Verwirklichung der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) eine Schlüsselrolle einnimmt. Ziel dieses ehrgeizigen Projekts ist die Erstellung einer von Bernd Kissel künstlerisch gestalteten und mit Wahrzeichen und Sagengestalten ausgeschmückten Saarlandkarte, der „Kaat von Dahämm“.
Inzwischen sind „Kaaten von Dahämm“ von allen Landkreisen sowie dem Regionalverband Saarbrücken erschienen. Den Abschluss bildete der Landkreis St. Wendel, dessen „Kaat“ am 9. März dieses Jahres im St. Wendeler Landratsamt im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.
Auf den „Kaaten von Dahämm“ werden die Ortsnamen natürlich nicht auf Hochdeutsch eingezeichnet, sondern in der jeweiligen Mundart, wobei aus der Schreibung nicht eindeutig hervorgeht, wie die Einheimischen den Namen ihres Heimatortes nun tatsächlich aussprechen.

Und hier kommt der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) ins Spiel, der mit Audioaufnahmen von Mundartsprechern aus den jeweiligen Ortschaften den „Soundtrack“ zu den Karten beisteuert.
Die Aufnahmen finden in der Regel in der Geschäftsstelle des VLS im St. Wendeler Bahnhof statt, wo Bernd Färber ein kleines Tonstudio eingerichtet hat. Um Mundartsprechern aus entfernteren saarländischen Ortschaften die lange Anreise nach St. Wendel zu ersparen, hat Aufnahmeleiter Bernd Färber eine mobile Aufnahmebox eingerichtet, die bequem in den Kofferraum passt, und mit der auch Außentermine absolviert werden können. Das jüngste „Auswärtsspiel“ des VLS-Aufnahmeteams mit Bernd Färber und Günter Groß führte Ende Juli in den Ottweiler Stadtteil Steinbach.

„Schleppersch Haus“ (Foto: Günter Groß)
Dort warteten in der Begegnungsstätte der AWO (“Schleppersch Haus“) die Mundartsprecherin Edda Diesel, Ortsvorsteher Fabian Scheidhauer, die Vorsitzende des AWO-Ortsvereins, Martina Franzisky sowie die Vorsitzende der „Steinbacher Landfrauen“ (Ortsverein Steinbach der SaarLandFrauen SLF), Doris Migenda, die das Treffen vermittelt hatte.

Bernd Färber, Edda Diesel und Ortsvorsteher Fabian Scheidhauer (Foto: Helga Färber)
Die mobile Aufnahmestation war schnell aufgebaut, und nachdem man sich mit Kaffee und Kuchen gestärkt hatte, machte sich Edda Diesel bereit für die Aufnahme. In einem fast 15-minütigen schwungvollen Vortrag erzählte sie von ihrer Kindheit in der von klein- und bergmannsbäuerlicher Landwirtschaft geprägten Ostertalgemeinde.
Dass Kinder damals in der Landwirtschaft mithelfen mussten, war eine Selbstverständlichkeit. Und die Arbeit war damals ungleich schwerer als heute, die Heuernte wurde komplett von Hand erledigt. Besonders anstrengend war das Rübensetzen, so sehr, dass die schmächtige, „orschärige“ Edda einmal mit blutigen Händen vom Feld nach Hause kam.

Edda Diesel und Bernd Färber, aufmerksam beobachtet von Martina Franzisky, Doris Migenda
und Günter Groß, dem Leiter der „Arbeitsgruppe Mundart“ beim VLS (Foto: Helga Färber)
Sprudel oder Limonade gab es nicht, stattdessen wurden ein paar Löffel Essig ins Milchblech getan, das dann mit Wasser aus dem Brunnen aufgefüllt wurde. Weggeworfen wurde grundsätzlich nichts, vor allem keine Brotreste, eine Praxis, die Edda bis heute beibehalten hat. („Bei mir kommt kaa Brod om.“)
Die bescheidene und oft karge Lebensweise schweißte aber die Menschen zusammen. Nachbarschaftshilfe war allgegenwärtig. Rückblickend bedauert Edda sehr, dass die solidarische Dorfgemeinschaft von früher immer mehr verlorengeht.
Bericht: Günter Groß, Leiter der „Arbeitsgruppe Mundart“ beim VLS