VERGESSENE ANTIFASCHISTEN – VERDRÄNGTE EUTHANASIE-OPFER

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Buch im Gespräch
Hans-Joachim Hoffmann
„Das Andere Deutschland“ in Ottweiler und im Saargebiet
VERGESSENE ANTIFASCHISTEN – VERDRÄNGTE EUTHANASIE-OPFER
Politisches Engagement gegen Hitler-Deutschland – Lebenswege von Euthanasie-Opfern

Mit dieser Publikation schließt der Verfasser seine Lokalgeschichte zu Ottweiler im Zeitraum von 1918/19–1956 ab. Mit den Darstellungen „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit…! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“ (2015) sowie „Verwirrende Wege“ Ottweiler 1918/19–1956. Entstehung, Zerschlagung und Neuaufbau demokratischer Strukturen“ (2020) liegt eine Gesamtschau der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Ottweilers im angesprochenen Zeitraum vor, die bestehende „weiße Flecken“ der Ortsge-schichte zumindest ansatzweise beseitigt.

In diesen Büchern spricht der Verfasser all das an, was wir vergessen haben und weder zu Hause noch in der Schule erfuhren. Zu Hause schwieg man – in der Regel. Und in der Schule? Da lehrt(e) und lernt(e) man, was in der „großen Welt“ passiert(e). Dass sich all das weltbewegende Geschehen auf örtlicher Ebene widerspiegelt(e), das verdrängt(e), verschwieg und verschweigt man. Mit all den verschwiegenen und verdrängten Ereignissen auf gesellschaftlich-politischer Ebene in Ottweiler setzt sich der Autor in den genannten Büchern auseinander.

Die rekonstruierten Biographien im vorliegenden Band verdeutlichen, dass von 1933 bis 1945 auf lokaler Ebene „Das Andere Deutschland“ existierte: Sie rufen den lokalen Widerstand und die ihn prägenden Personen ebenso in Erinnerung wie die öffentlich nie thematisierten Schwierigkeiten der Rückkehrer, wieder heimisch in einer ehedem vertrauten Umgebung zu werden. Die Remigranten hinterließen leider keine privaten Aufzeichnungen weder zu ihrer Zeit der Emigration noch zu ihrer Situation nach 1945; dem Leser der Biographien bleibt es überlassen, sich anhand der rekonstruierten Lebensläufe in ihre jeweilige Lage zurück zu versetzen.

Erstmals finden in einer lokalhistorischen Darstellung zu Ottweiler die örtlichen Euthanasie-Opfern überhaupt Beachtung. Ihr Schicksal mag dazu anregen, über den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung aller Art sowie über Möglichkeiten und Grenzen medizinischer Möglichkeiten nachzudenken.

Die Buchvorstellung mag Anstoß geben, sich mit dem Schicksal der Emigranten damals und heute auseinanderzusetzen und die Thematik der Euthanasie in den Blick zu nehmen.

Stellte der Autor in der Veranstaltung im Februar 2024 durch Lesung von Textpassagen eher die Schilderung des politischen Klimas in der NS-Zeit und den Nachkriegsjahren in den Vordergrund seiner Ausführungen, so konzentriert sich diese Veranstaltung stärker auf biographische Skizzen von Ottweiler Bürgerinnen und Bürgern, die sich dem National-sozialismus widersetzten. Die gewählte Form der Power-Point-Präsentation eröffnet zudem die Möglichkeit, Photographien betroffener Personen sowie Dokumente zu zeigen und dadurch eine bessere Veranschaulichung der Vorgänge zu erreichen.

Mit themenbezogenen Liedern zur Gitarre begleitet Gunnar Schröder den Vortrag. Wegen begrenzter Platzzahl ist eine Anmeldung erforderlich unter:
06824/906-5121 oder kvhs@landkreis-neunkirchen.de

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