Rund um das Nagelschmiedehandwerk
Am Samstag, dem 20. Juli 2024, findet das traditionelle Nagelschmiedefest in Sitzerath statt. Die Nagelschmiede Sitzerath ist die letzte ihrer Art in der ganzen Hochwaldregion. Regelmäßige Vorführtermine halten immer noch das historische Handwerk wach.
Das Nagelschmiedehandwerk war in der Zeit von 1760 bis nach dem 1. Weltkrieg in zahlreichen Dörfern im Hochwald berufsmäßig ausgeübt worden. Nagelschmiede waren arme Leute. Für die meisten von ihnen stellte das Handwerk nicht den einzigen Broterwerb dar. Viele betrieben zusätzlich eine kleine Landwirtschaft, damit sie das Existenzminimum für sich und ihre Familie sichern konnten. Anfangs wurden in Handarbeit Band-, Schloss-, Schiefer- und Schiffsnägel hergestellt, später verschiedene Arten von Schuhnägeln.
Am Veranstaltungstag heizt ab 16.00 Uhr Nagelschmied Siegbert Schmitt die Esse in der Schmiede an und zeigt wie vor hundert Jahren unsere Vorfahren Nägel in den Hochwalddörfern schmiedeten und damit zum Lebensunterhalt der Familie dazu verdienten. Vor der Nagelschmiede stellt der Archäologe und Barock-Schmied Klaus Haller als historischer Metallhandwerker einfache Gebrauchsgegenstände in seiner Mitmachwerkstatt her.
Ebenfalls auf der Freifläche vor der Schmiede führt die Gruppe „Treveromagos“ keltische Handwerke, wie Töpfern, Bogenbauen aber auch Schmiede- und Lederverarbeitung vor. Für stimmige Unterhaltung sorgt ab 18.00 Uhr das „Pipes’n’strings-Trio“. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Das Nagelschmiedehandwerk hat im Hochwald eine alte Tradition. Bedingt durch die frühe Eisenverhüttung war der Rohstoff hierfür reichlich vorhanden.
Alles, was man zur Eisengewinnung brauchte, gab es im Hochwald genügend. Durch die Erzvorkommen, den Waldreichtum sowie die vorhandene Wasserkraft, waren die Bedingungen zur Eisenverhüttung im Hochwald optimal. Die ersten Eisenhütten sind gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstanden. Erste Erwähnungen stammen aus der Zeit um 1680.
Lange vor den großen Hütten in Neunkirchen, Völklingen oder Burbach bestanden in unserer Gegend bereits Eisenschmelzen. So z. B. in Abentheuer, Züscherhammer, Nonnweiler, Mariahütte und nicht zuletzt seit dem Jahre 1755 die Hubertushütte bei Bierfeld. Von diesen Hütten konnten die Nagler ihr Eisen beziehen.
Das Nagelschmiedehandwerk in unserer Gegend muss man mehr als Heimarbeit betrachten. Die Armut war groß, die Familien hatten viele Kinder und der Boden war nicht ertragreich. Man betrieb zwar eine kleine Landwirtschaft, die aber die große Familie nicht ernähren konnte. Folglich musste man sich um einen Nebenerwerb bemühen.
Nach dem dreißigjährigen Krieg (um 1660) ließ sich ein Belgier in unserer Gegen als Nagelschmied nieder, weil er sein Material von den hier ansässigen Eisenhütten beziehen konnte.
Zu Beginn wurden in der Hauptsache Schiffs-, Schloss-, Band- und Schiefernägel hergestellt. Später wurden dann mehrere Arten von Schuhnägeln gefertigt. Nachdem in der Anfangszeit alle Nägel ausnahmslos von Hand gefertigt wurden, war die Erfindung einer sogenannten „Maschine“ eine wesentliche Erleichterung. Der geschmiedete Nagel erhielt durch einen Stempel in einem herabfallenden Hammer die gewünschte Form.
Besichtigungen der Historischen Nagelschmiede finden einmal im Monat von April bis November statt.
Gruppenbesuche/Vorführungen auf Anfrage unter Tel.: (06873) 660-76.
Gruppenpreis: 30,00 Euro, Dauer ca. 1 Stunde.
Öffnungszeiten der Nagelschmiede sind sonntags von 10.00 – 12.00 Uhr